
Reiseerinnerungs-Sammler – Pozzallo, Sizilien
Ich lehne mein Fahrrad an den Geräteschuppen und stelle die Box mit dem Eis auf den Tisch. Als ich mit Schälchen und Löffeln aus dem Gartenhaus trete, lehnt Sophie am überm Gartenzaun.
Ich beantworte ihren fragenden Blick: „Ich habe Eis gemacht aus den letzten Himbeeren vom vergangenen Sommer. Möchtest du auch was?“ 30 Sekunden später gleitet sie auf das blau gestreifte Kissen meiner Gartenbank. Ich schiebe ihr ein Schälchen und einen Löffel rüber. Wir genießen eine Weile schweigend die kühle, fruchtige Creme. „Weißt du eigentlich, dass ich das beste Eis meines bisherigen Lebens auf Sizilien gegessen habe?“ unterbreche ich die Stille. Sophie schüttelt den Kopf. „Hast du Lust ins Sizilien-Reisetagebuch zu schmökern?“ Sie nickt und ich hole das Buch aus dem Gartenhaus.
Hast du Lust, uns zu begleiten? Nimm dir eine Tasse deines Lieblingsgetränks, such dir ein bequemes Plätzchen und lass uns starten.

Heute nehme ich dich mit nach Sizilien im Jahre 2012: Die Reisegruppe umfasste 4 Personen im Alter von 2 und 6 Jahren und zwei Personen, die auf jeden Fall schon irgendwas zweistelliges mit einer 4 vorn alt waren. Es ist April und auch im Süden Europas nur leidlich warm.
Wenn ich mich zurück erinnere, denke ich an eine schlecht ausgestattete, dunkle Ferienwohnung in einem großen Garten mit einem grandiosen Ausblick bis aufs Mittelmeer und tausend Sternen des Nachts am Himmel. Aber wenn ich das Reisetagebuch aufschlage, sehe ich reichlich Sonne, Städte von morbidem Charme, fröhliche Kinder auffallend wiederkehrend mit Eismündern am Strand und auf Spielplätzen und viel, viel Natur. Hier ein paar Auszüge zum „Mitfahren“:
Auf der Fahrt durch Pozzallo lobe ich die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Italiener, die wir bis hierher getroffen haben. Prompt erreicht uns eine Bemerkung aus dem Fond des Wagens: „Wenn ich da mal kurz einhaken dürfte, die Brasilianer sind auch so“.
So, so, da kennt sich ja unser Mitreisender (zum fraglichen Zeitpunkt 6 Jahre alt) gut aus, mit den Völkern, Kulturen und deren Gepflogenheiten dieser Welt. Und ich bin immer noch sprachlos, ob der gewählten Ausdrucksweise.
Auszug vom Dienstag, 17.04.2012 –
Waschtag:
Merke: Der Sizilianer, der etwas auf sich hält, stellt seine Wäsche niemals und unter keinen Umständen zum Trocknen an einen Ort, der für die Nachbarn sichtbar ist. Für so „deutsch“ habe ich die Italiener gar nicht gehalten.

Ragusa, 18. April 2012
Wir haben hier das allerbeste Eis des gesamten Urlaubs gegessen. Und wir haben genau genommen täglich sehr gutes Eis gegessen.
Und abschließend noch eine etwas längere Betrachtung der Schlafgepflogenheiten im Süden Europas, die ich euch nicht vorenthalten möchte:
M (2 Jahre alt) und ich schlafen in einem King-Size-Doppelbett, der ganze Stolz seines rechtmäßigen Besitzers. Es ist schön groß und auch leidlich bequem. Damit sind alle Vorzüge hinreichend beschrieben.
Die zweilagigen Decken hingegen, die man im ganzen Süden Europas zu finden pflegt, sind aus meiner Sicht eine Zumutung. Sie erstrecken sich eingeklemmt an den Seiten und am Fußende über die komplette Breite der Matratze. Die Bettnutzerin (ich) liegt dazwischen wie ein Brief in seinem Umschlag. Südeuropäer decken sich anscheinend nie die Schultern zu. Also es hilft nichts – beim Zubettgehen muss ich das Deckenduo nachdrücklich aus dem seitlichen und hinteren Klammergriff befreien.
Nun offenbart sich die wahre Beziehung zwischen der Unterseite – in der Regel ein dünnes Laken – und der etwas dickeren Lage auf der Oberseite. Ihr Verhältnis darf in 9 von 10 Fällen als hoffnungslos zerrüttet betrachtet werden. Sobald ich die Augen schließe gehen Laken und Decke unerbittlich getrennte Wege. Und es bedarf Nacht für Nacht regelmäßiger Therapieeingriffe, die beiden wenigstens ansatzweise wieder zu einander zu führen. Teilen sich nun zwei Personen so ein King-Size-Bett …
Fazit: Sizilien ist durchaus eine Reise wert, auch mit kleineren Reisebegleitern. Menschen, die sich gern die Schultern zudecken beim Schlafen, empfehle ich einen Schlafsack ins Reisegepäck zu integrieren.
Ich wünsche dir wunderbare Reisen und Zaubermomente an jedem Tag deines Lebens. Herzliche Grüße, Martina

